Kino und Konzerte kosten viel Geld. Deshalb können Arbeitslose und Geringverdiener da nicht hingehen. Es sei denn, sie haben eine „Kukuk“. Oder die Kulturloge ruft bei ihnen an.
publik-forum 11/2014 | von Gunhild Seyfert

Draußen stehen und ausgeschlossen sein. Von der weit entfernten Open-Air-Bühne ist hinreißende Musik zu hören, das Publikum fällt ein mit rhythmischem Klatschen und singt begeistert mit. Andrea Grawe steht am hohen Absperrzaun und drückt sich die Nase platt. Wenigstens etwas erhaschen möchte sie so von dem Konzert, in das sie gerne gegangen wäre. Aber wieder einmal konnte sie sich die Eintrittskarte nicht leisten. Alleine zu Hause sitzen? Das wollte sie auf keinen Fall. So hört sie die Musik, die sie in gute Stimmung bringt, und doch spürt sie auch ihren Frust und die Wut. Weil sie zu wenig Geld hat, kann sie höchstens Zaungast sein.

Für Menschen, die an der Armutsgrenze leben – darunter viele alleinerziehende Mütter und ihre Kinder, Arbeitslose und Mini-Rentner –, ist Kultur ein unerreichbarer Luxus. Ein alleinstehender Empfänger von Hartz IV beispielsweise bekommt im Monat 391 Euro. Wenn die Premiere von Schillers »Räubern« im Stadttheater aber 25 Euro, das Musical »König der Löwen« auch in der letzten Reihe noch 52 Euro, die »Zauberflöte« im Opernhaus 60 Euro und der Sitzplatz bei den Wise Guys 30 Euro kosten, wird so ein Ticket unerschwinglich. Menschen mit wenig Geld sind hierzulande vom Kulturbetrieb gleichsam ausgeschlossen.

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