Mitgliedertreffen 2018 Wetzlar

Für zwei Tage kamen Vertreter*innen von Kulturinitiativen aus ganz Deutschland nach Wetzlar. Ihr gemeinsames Ziel ist, Menschen mit geringem Einkommen den Besuch von kulturellen Veranstaltungen in ihrer Stadt zu ermöglichen. Die „Bundesvereinigung Kulturelle Teilhabe“ (BVKT) ist seit 2017 ein Verein, dem mittlerweile 23 Mitgliedsorganisationen angehören. Dazu gehören Initiativen, die telefonisch Freikarten vermitteln, und so genannte „Pass-Systeme“, mit denen der Eintritt in Veranstaltungen nur ein Euro kostet oder ganz umsonst ist. 

Die Wetzlarer Stadträtin Bärbel Keiner begrüßte die 30 Teilnehmer*innen aus 16 Städten und lobte deren Engagement. Gerade erst sei bei der Verleihung des Ehrenamtspreises an das „KulturTicket Lahn-Dill“ die Wertschätzung der Arbeit durch die Stadt ausgedrückt worden, erinnerte sie.

Die Mitglieder diskutierten lebhaft über das Selbstverständnis der noch jungen Bundesvereinigung. Nach außen hin möchte sie sich in Zukunft selbstbewusst in die Sozial- und öffentliche Kulturpolitik einmischen, das UN-Grundrecht auf Kulturelle Teilhabe für alle Menschen in den Fokus rücken und helfen, es durchzusetzen. 

„Kultur bedeutet lebenslange Bildung. Kultur ist Inklusion im besten Sinne und wir arbeiten alle dafür, dass auch Bürger*innen mit geringem Einkommen teilhaben können.“, betonte die Vorsitzende des Bundesvereinigung, Sabine Ruchlinski (München).  

Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass Initiativen, die sich für kulturelle Teilhabe einsetzen und allen Menschen einen Zugang zum kulturellen und gesellschaftlichen Leben ihrer Stadt ermöglichen auch einen Beitrag zur Gesundheitsprävention leisten – indem sie sozialer Isolation entgegenwirken. Eine entsprechende Studie der Universität Düsseldorf, die gemeinsam mit „KulturLeben Berlin“ entstanden ist, steht kurz vor der Veröffentlichung.

Nach Innen war die oft mangelnde finanzielle Förderung , die Professionalisierung durch feste Stellen und das neue Datenschutzgesetz große Themen. Alle Initiativen nehmen eine eigentlich öffentliche Aufgabe wahr, indem sie Zugänge zu oft aus Steuergeldern finanzierten Kulturbetrieben schaffen und sollten entsprechend mit staatlichen Mitteln unterstützt werden. Ohne feste Stellen kann die Arbeit nicht langfristig und nachhaltig sicher gestellt werden. Ehrenamtliche Strukturen benötigen hauptamtliche Organisation! 

Viele haben neben der Kartenvermittlung zusätzliche Angebote für unterschiedliche Zielgruppen, die besondere Betreuung benötigen, geschaffen und sprechen damit  Kinder, Jugendliche, Geflüchtete und Menschen mit Behinderungan. Viele Projekte haben Vorbildcharakter und können von anderen Vereinen übernommen werden.

Andere machen sich Gedanken darüber, wie ihre Kulturgäste abends auf dem Land nach einer Veranstaltung wieder nach Hause kommen. 

Gerne würden die Initiativen in allen Städten auch Kinofilme anbieten. Hier gilt es, vor allem die Filmverleiher zu überzeugen, auf ihren Anteil am Kinopreis zu verzichten. 

Wenn die Vereine um Karten für Menschen mit geringem Einkommen bitten, dann stoßen sie meistens auf offene Ohren. „Das ist überraschend, denn die Veranstalter haben zunächst keinen monetären Mehrwert davon. Aber es ist großartig, denn sie zeigen gesellschaftliche Verantwortung“, sagte Christine Krauskopf vom gastgebenden Verein „KulturTicket Lahn-Dill“. Gespräche mit vielen großen, bundesweit agierenden Agenturen stehen noch auf der Agenda.

Das war das Programm

Freitag, 27.4.2018

17:00 Uhr
Stadtführung durch Wetzlar
TREFFPUNKT EHEMALIGE LOTTESCHULE

18:30 Uhr
Begrüßung
Jörg Kratkey (Stadtrat und Kulturdezernent, Wetzlar)
Abendessen
Offener Abend mit Austausch 
TASCH AM KORNMARKT

Samstag, 28.4.2018

9:30 Uhr
Begrüßung
Bericht des Vorstands
Finanzbericht
Mission Statement
Einkommensgrenze der Gäste
Sonstiges
EHEMALIGE LOTTESCHULE

12:30 Uhr
Mittagspause

14:00 Uhr
Austausch im Plenum
Projektvorstellungen
Aktuelle Themen
EHEMALIGE LOTTESCHULE

16:00 Uhr
Ende und Abreise

FOTOS: Clara Sachs, Max Ciolek